Text Elternarbeit

Elternarbeit im Kinder- und Jugendbauernhof Kreuzfeld

Allen Kindern ist gemein, das sie ihre Eltern vermissen und „gern haben“, wenn sie sich in der stationären Jugendhilfe befinden. Egal was Kinder erlebt haben und was zu der Fremdplatzierung geführt haben mag, führt in fast allen Fällen dazu, das der Wunsch Kontakt zur Familie zu halten, zu pflegen, ein wirklich wichtiges, ja essentielles Interesse jedes einzelnen Kindes ist. Es gibt sicherlich Einzelfälle in denen die Kontaktnahme aus besonderen Gründen drastisch eingeschränkt, oder gar unterbunden wird (Auflage des Familiengerichtes). Die Regel sieht anders aus und als Einrichtung haben wir die „Elternarbeit“ seit mehr als 20 Jahren neben der täglichen pädagogischen Arbeit, in den Mittelpunkt gestellt. Schon im Aufnahmeprozess machen wir deutlich, das uns an einer möglichst engen Zusammenarbeit und an einem transparenten Miteinander liegt. Wir machen auch von vornherein deutlich, dass wir, die Betreuerinnen und Betreuer nicht die „besseren Eltern“ sind, - nicht belehren, beurteilen und entscheiden wollen! Allerdings ist unsere Aufgabe ganz klar, in dem wir die tatsächliche Personensorge ausüben und die reale Situation jedes einzelnen Kindes, so wie wir sie erfahren, meinen zu kennen. Elternarbeit darf auch auf keinen Fall zu einem mit sich konkurrierenden Prozess kommen, indem Eltern oder weitere Familienangehörige von „Außen“ in die Arbeit interagieren, Entscheidungen des pädagogischen Personals manipulieren, oder bewerten.

Nach einer „Eingewöhnungszeit“ beginnen wir mit den Elternkontakten, indem wir uns gemeinsam auf Termine einigen, die in unser Tageskonzept sowohl unserer Einrichtung, als auch dem der Eltern passt. Es erscheint uns wichtig die Familie, vielleicht zuerst nur die Eltern, oder je nach Situation, entsprechende der Hilfeplanung, einzelne Elternteile zu den Gesprächen einzuladen.

Um zu grundsätzlich zu vermeiden das die betreuende Person/der-die BezugsbetreuerIn sich auch um die Angehörigen kümmern und sich darauf einstellen muss, haben wir im Kinder- und Jugendbauernhof von Anfang an darauf Wert gelegt, das eine von „außen“ hinzu kommende Person mit fachlichem und methodischen Hintergrund die Gespräche leitet und die Gesprächsführung übernimmt. Diese Form der Moderation und Gesprächsführung achtet genau darauf das die Personen zu Wort kommen, Beschuldigungen, Bewertungen und Zuspitzungen zu vermeiden, bzw. darauf hinzuweisen und einen direkten Gesprächsverlauf zu ermöglichen. Einzelne, scheinbar sehr wichtige Botschaften, Erwartungen, Enttäuschungen, Wünsche können auf diese Weise ausgetauscht werden mit der Wahrscheinlichkeit, das sie „ankommen“ – ankommen bei denjenigen, die anwesend sind, die es betrifft und auch bei denen die Unterstützung geben könnten/können. Innerhalb der Gesprächsverlaufes kommt es zuweilen zu bedeutenden Erkenntnissen, Botschaften, Klarstellungen oder Wünschen, die aufgrund der z.T. schwierig verlaufenen Entwicklung nicht, oder kaum ausgetauscht werden konnten. Durch die Form des vorgestellten Settings ist es möglich hierdurch wichtige, ja für alle Beteiligten bedeutende Erfahrungen zu machen, Gefühle zu zeigen und verbindliche Absprachen zu treffen. Die Kinder und auch die Familienangehörigen erleben durch diese Art des Umgangs und der konzentrierten Bearbeitung der z.T. nie ausgesprochenen Gefühle eine besondere Tiefe und erkennen wie wichtig sie selbst für das betreffende Kind sind und umgekehrt und was sich daraus entwickeln kann. Der damit verbundene, weitere Prozess in der Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen dem Kind/Jugendlichen, der Familienangehörigen und der Einrichtung und ist dann ein spannender Prozess, an dem eine maximale Beteiligung stattfindet. Wenn die Kinder/Jugendlichen direkt fragen, wann das nächste Gespräch mit den Eltern stattfindet und sie sich auf den Termin freuen, dann ist es ein wichtiges, erfreuliches Signal!

Auf diese, beschriebene Weise gewinnt die immer im Fokus der Einrichtung liegende mögliche Reintegration des Kindes/Jugendlichen in die Familie, oder in die Selbständigkeit an Bedeutung, weil das Engagement, die Verlässlichkeit und der Respekt im Umgang miteinander ein klares Profil bekommt und bezogen auf das Kindeswohl die bedeutende Grundlage einer transparenten, partizipatorischen pädagogischen Arbeit ist. Das führt in der Regel zu einer sehr positiven Entwicklung. Jedes Kind/jeder Jugendliche benötigt ein stabiles, soziales Umfeld von positiven und konstruktiven Impulsen. Die Eltern-/Angehörigenarbeit im Kinder-und Jugendbauernhof leistet seinen Beitrag dazu.